Rubinrot | Film, Trailer, Kritik (2024)

Die Erfolgs-Trilogie von Kerstin Gier, Liebe geht durch alle Zeiten, hat ähnliches Teen-Kult-Potenzial wie die Twilight-Saga. Ein Mädchen mit jugendlichen 16 Jahren tritt aus ihrem alltäglichen Teenager-Dasein in eine Welt, in der sie sich plötzlich nicht mehr auskennt: in der Menschen Gedanken lesen können, Geister zu Freunden werden und das Reisen in der Zeit möglich ist. Nebenbei wird eine romantische Liebesgeschichte erzählt. Und schon ist man gefangen in zweierlei Träumen: im Traum von der ersten großen und einzigartigen Liebe und im Traum vom Anderssein und der Erkenntnis, dass die Welt doch nicht so alltäglich ist, wie sie jeden Tag scheint. Der erste Teil des dreibändigen Romans kommt nun in die Kinos – und erfüllt als Verfilmung alle Erwartungen.

Dass ihre Familie etwas verrückt ist, war Gwendolyn oder kurz: Gwen (Maria Ehlich) schon lange bewusst. Ihre um einen Tag ältere Kusine Charlotte (Laura Berlin) wird seit jeher von allen Familienmitgliedern mit dem Etikett des Besonderen versehen und gehegt und gepflegt. Sie habe das Zeitreise-Gen geerbt und stelle damit, so heißt es, einen wichtigen Baustein für das Forschungsgebäude der Geheimloge des Grafen von Saint Germain dar, die sich um nichts Geringeres kümmert, als um die Rettung der Welt. Charlotte wird deshalb als zukünftige Zeitreisende professionell ausgebildet, erhält Menuett-Tanzstunden und lernt Fechten, damit sie sich – wenn es soweit ist und sie mit vollendetem 17. Lebensjahr in der Zeit herumreisen kann – bestens im 17. oder 18. Jahrhundert zurechtkommt.

Dann aber ist es Gwendolyn, die eines Tages mir nichts, dir nichts in einer anderen Zeit landet: Gwen will eigentlich nur für ihre Tante Maddy (Katharina Thalbach) Bonbons holen gehen, da wird sie auf ihre erste Zeitreise von wenigen Minuten geschickt. Sie landet in einem London des späten 19. Jahrhunderts, so wirklich sicher ist sie sich darüber aber nicht – denn eigentlich weiß sie gar nicht, wie und was ihr da geschieht. Dass diese Zeitreisen fortan ihren Alltag bestimmen sollen, wird Gwen dann schneller bewusst, als ihr lieb ist. Denn es ist Gwen, die das Zeitreise-Gen geerbt hat, und nicht Charlotte.

Gwendolyns Mutter Grace (Veronica Ferres) bringt das Mädchen in die heiligen Hallen der Loge, wo sie geheimnistuerischen Männern begegnet und wo sie mit Hilfe eines sogenannten Chronografen, einer mit Blut betriebenen Zeitmaschine, ihre Zeitreisen kontrollieren kann. Im Haus der Geheimloge trifft sie dann auch auf Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner), der ebenfalls ein Zeitreisender ist. Über ihn war sie schon auf Charlottes Geburtstag gestolpert, wie ein Blitz hatte sie dessen gutaussehende Erscheinung getroffen. Gideon entpuppt sich allerdings zunächst als ziemlich unausstehlich, was ihn für Gwen aber nicht weniger attraktiv macht. Dumm nur, dass sich die Zeitreise-Mission, die sie zusammen zu erfüllen haben, nicht dazu eignet, sich zu verlieben.

Gwendolyn nämlich ist, so erfährt sie, der „Rubin“ und die letzte von insgesamt zwölf Zeitreisenden auf der Welt. Zusammen mit Zeitreisendem Nr. 11, Gideon, soll sie dafür sorgen, dass der Blutkreislauf des Chronografen geschlossen wird, wird ihr gesagt. Ein erstes und durch das Blut aller bisherigen Zeitreisenden vollständiges Exemplar der Zeitmaschine war gestohlen worden; nun obliegt es Gideon und Gwen, erneut das Blut aller Zeitwanderer einzusammeln, um dadurch die Welt zu retten.

Auf ihren Reisen durch die Zeit treffen die beiden den Gründer der Loge, den Grafen von Saint-Germain (Peter Simonischek), und Gwendolyns lang verschollene Kusine Lucy (Josefine Preuß). Gwen und Gideon werden überfallen und müssen sich gegen eine Handvoll bewaffneter – so wird gemutmaßt – Mitglieder der Florentinischen Allianz wehren, die Gegenspieler der Geheimloge ist. Und dann beschließen die beiden jungen Zeitreisenden, auf eigene Faust nach der Prophezeiung zu suchen, die das Geheimnis des Chronografen lüften soll. Dabei kommen sie sich selbstredend sehr nahe.

Rubinrot ist eine sehr gelungene Adaption des gleichnamigen Romans von Kerstin Gier. Das Drehbuch von
Katharina Schöde hält sich an die literarische Vorlage, nimmt jedoch auch neue Wendungen in den Plot mit auf – wohl auch, um die Dramaturgie des Films runder zu gestalten. Damit erreicht der Film gerade am Ende zusätzlich Spannung, vergisst dabei aber nicht, sein Publikum schon auf eine Fortsetzung vorzubereiten.

Wichtiger als das gut durchdachte Drehbuch sind das überzeugende Setting und die Stimmung, die der Film von Felix Fuchssteiner vermittelt. Mit diesen trifft Rubinrot nämlich haargenau den Tonus des Buches, und damit ist der Film einer der wenigen, die als Verfilmung nicht enttäuschen, sondern die Welt auf die Leinwand proji*zieren, die das Buch in den Köpfen der Leser entworfen hat. Dabei haben die Macher in Ausstattung, Kostüm und Maske viel Liebe zum Detail gezeigt. Auch die Schauspieler tun das Ihre, um die Romanfiguren quasi aus den Seiten steigen zu lassen.

Rubinrot ist ein Film zum Mitfiebern und Schwelgen, wie das gerade zu Teenie-Zeiten so wunderschön ist. Der Vorteil: Die Geschichte bedarf keiner Werwölfe und blutlüsterner Vampire und ist somit auch für zart besaitete Gemüter geeignet. Auf jeden Fall ein Mädchen-Film und einer, in den man seine Töchter guten Gewissens schicken kann und – als Begleitperson – auch selbst seinen Spaß, als Eltern vielleicht sogar schöne Erinnerungen hat an das Gefühl, in fiktive Welten abzutauchen und eine halbe Ewigkeit weiterträumen zu wollen.

Rubinrot | Film, Trailer, Kritik (2024)

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